Matulas Einsatz für die Plantagen
mit Claus-Theo Gärtner Wiesbadener Kurier, 06.12.2004 (gbr)
Ein Duft, der die Sinne wärmt: Die Rede ist von frisch gebrühtem Kaffee. 800 Tassen trinkt jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Wo der "braune Nektar" her kommt und unter welchen Bedingungen er etwa aufgearbeitet wird, wissen allerdings nur die wenigsten. "So ahnt kaum einer, der morgens an der Maschine ein kleines Knöpfchen umlegt, dass in Südamerika die Kaffeebauern teils noch nicht mal ihre Produktionskosten decken können", erklärt Claus-Theo Gärtner. Der als "Matula"
aus der ZDF-Krimiserie "Ein Fall für zwei" bekannte Schauspieler hat sich ein Bild von den Bedingungen auf den Plantagen gemacht und seine Erfahrungen am Samstagvormittag an interessierte Wiesbadener Bürger im Umweltladen weitergeben. Anlass war die Eröffnung der Ausstellung "Affair-Kaffee - Ökologie genießen", die dank Stadt und Umweltladen noch bis zum 30.Dezember zu sehen ist. Schautafeln zeigen den Weg des Kaffees vom kleinen Setzling, der mühsam aufgezogen werden muss, ehe er nach frühestens sechs Jahren reife Blüten trägt, über
die schwierige Aufbereitung (aufgrund der klimatischen Bedingungen werden nicht alle Blüten gleichzeitig reif) und Lagerung bis zum Transport. Wer weiß schon, dass aus 2,5 Kilogramm Kaffeekirschen gerade mal 500 Gramm Bohnen werden oder dass ein Arbeiter in Nicaragua jedes Mal fast eineinhalb Zentner schwere Körbe von den hohen Plantagen ins Tal tragen muss.
Jenes Nicaragua steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung und Tätigkeit von "Nassau Affair".
Der Verband, der zudem in Mexiko und Kolumbien aktiv ist, gewährleistet den fairen Handel mit dem nach Öl zweitwichtigsten Rohstoff der Erde. "Es herrscht eine Überproduktion", weiß Staatssekretär Erich Stather, der in der lockeren Talkrunde ebenfalls Aufschluss gab.
Klar: Die Preise werden gedrückt, billiger Discounter-Kaffee füllt die Regale - und für die Arbeiter bleibt, wie in Nicaragua beispielsweise, durch Zwischenhandel und Zölle nur ein Minimum an
Erlös, "was", so Gärtner, "mehr und mehr zu Überschuldung führt und Existenzen zerstört".
Allein zwischen 1995 und 2001 war der Preis für Kaffee auf ein Drittel gesunken. Drei Cent mehr kostet der "fair gehandelte" Kaffee, der auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel verzichtet. "Dafür konnten die Arbeiter 2004 doppelt soviel verdienen wie unter Weltmarktbedingungen",
meint Michael Zeitz vom Verein Nueva Nicaragua. Bislang lag der Anteil von "fair gehandeltem" Kaffee in Deutschland bei 0,7 Prozent. Aber so können etwa in der Partnerstadt von Wiesbaden, Ocotal, dank der Kooperative Las Gaviotas ein halbes Dutzend Frauen bereits jetzt 45 Personen in ihrem Dorf ernähren. Auch die Alphabetisierung und das Gesundheitswesen hätten sich verbessert, sagt Zeitz. Die Ausstellung veranschaulicht das am Beispiel von Ocotal. "Der Bund überlegt sich bereits einiges, um auch für andere Produkte durch solche Genossenschaften die Situation zu verbessern", sagte Stather.